Gedankenexperiment

Es kann ja sein, dass jeder unter „Logik“ etwas anderes versteht. Linke, und zu denen muss man wohl auch den „Forsa“-Chef Güllner zählen, behaupten gerne, der CSU-Vorsitzende Seehofer treibe mit zuwanderungskritischen (die originalen Vorwürfe sind emotional aufgeladener…) Aussagen potentielle CSU-Wähler in die Arme der AfD. Weshalb jede kritische Äußerung gegen die offizielle „Tschakka“-Politik als nur dem „rechten Rand“ förderlich einzustufen wäre.

Machen wir dazu mal ein kleines Gedankenexperiment. Nehmen wir mal an, Sie fänden es gut, dass so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Und Sie hätten auch nichts dagegen, dass es mehr werden. Welche Partei wählen Sie? CSU etwa?  Okay, dehnen wir es aus. Sie wählen normalerweise eine eher konservative Partei. Aber der Chef Ihrer Partei ist voll begeistert von der offiziellen Linie: „Refugees welcome!“. Wählen Sie deswegen jetzt die LINKE, die das schon immer gefordert hat?

Umgekehrt: Der Chef Ihrer Partei äußert Bedenken wegen der zahlreichen Zuwanderung. Wählen Sie deswegen jetzt die rechten Parteien, die genau dasselbe sagen?

Wenn Sie beide Fragen mit „ja“ beantwortet haben: Welchen Grund hatten Sie nochmal, die sonst präferierte Partei zu wählen?

Und jetztr das linke Narrativ: Sie sind ein Gegner der offiziellen „Tschakka“-Politik. Aber sie wählen eine der rechten Parteien nur dann, wenn der Chef der von Ihnen bislang bevorzugten Partei eine Meinung äußert, die man auch bei diesen rechten Parteien vernehmen kann. Ansonsten wären sie ihrer alten Wahl treu geblieben. Logisch? Äh, nee, eher wohl nicht.  Und warum wird es dann überall verbreitet?

Weil jeder unter „Logik“ wohl etwas anderes versteht.

Ein Gedanke zu „Gedankenexperiment

  1. n_s_n

    Ich glaube, dem von dir beschriebenen Phänomen liegt ein ganz allgemeiner Sachverhalt zu Grunde.

    Logik ist das inhaltlich richtige Verknüpfen von Infomationen.

    Glaube ist die Annahme einer Wahrheit, die sich aber nicht belegen läßt.

    Aus diesen beiden Aussagen folgt:
    Wenn man einen Glauben hat, ist das konsequente Verwenden logischer Schlußfolgerungen unmöglich, wenn die a priori Warheiten des Glaubens dabei herauskommen sollen.

    Es gibt dabei grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
    A) Man hängt einem Glauben an, welcher in der Realität falsifizierbar ist. Versucht man diesen Glauben dennoch aufrecht erhalten, muß man notgedrungen Informationen irgendwann falsch verknüpfen, wenn man seinen Glauben nicht aufgeben möchte.
    B) Man hängt einem Glauben an, welcher in der Realität nicht falsifizierbar ist. In diesem Fall kann das richtige verwenden der Logik per definitionem niemals dazu führen, dass man seinen Glauben aufgeben muß. Die Logik „bricht ab“ bevor man bei den Wahrheiten des Glaubens landet.

    Weder diejenigen der Kategorie A) noch diejenigen der Kategorie B) lassen sich dabei gerne in ihren Glauben hineinreden. So ist die Natur des Menschen und das finde ich auch absolut in Ordnung.

    Die Sache die du beschreibst ist dabei:
    Die Logik wirft ein sehr unvorteilhaftes Schlaglicht auf Glaubensjünger der Variante A), weil diese dem Verstand die Gefolgschaft verweigern und dies für den objektiven Beobachter offensichtlich ist. Für den Glaubensjünger aber natürlich nicht.

    Insofern würde ich in vielen heutzutage beobachtbaren, offensichtlichen Logik Defiziten (bei gesellschaftlichen Themen) die Sehnsucht einfacher Menschen nach einem einfachen Glauben sehen. Sie sind zu Atheisten geworden und können damit nicht umgehen.

    Antwort

Platz für Senf.

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