Was COVID außer krank noch macht

Über die COVID-Krise kann der Werwohlf weiterhin nichts Fundiertes schreiben. Seine Antwort auf ein solches Begehren müsste eine Art umgekehrter McCoy werden – „Ich bin kein Arzt, aber dafür….“

Aber er kann etwas zum Umgang mit der Krise sagen. Die Bevölkerung scheidet sich hier in zwei Gruppen: Die einen begreifen den Ernst der Lage, bleiben so weit wie möglich zu Hause und meiden Menschenansammlungen. Die anderen verstehen das alles als weitere Sau, die von den Medien durchs Dorf getrieben wird und amüsieren sich weiter wie vorher. Das ist wohl der Preis für das ständige, alarmistische „Cry Wolf“ der Medien. Dass „Notstand“ nicht wie in Sachen Klima reines „virtue signalling“ sein muss, sondern tatsächlich konkrete ernsthafte Einschränkungen im Hier und Jetzt erfordert, ist in vielen Köpfen offenbar noch nicht angekommen. Wobei man aber sagen muss, dass es sich hier mittlerweile um eine Minderheit handelt.

Dass man hier „mittlerweile“ sagen kann, liegt nicht zuletzt an der Fernsehansprache von Bundeskanzlerin Merkel vom Mittwoch, in der sie genau auf diesen Punkt besonderen Wert legte. Der Werwohlf fand diese Rede gut, und die Leute, auf die es ihm im wahren Leben ankommt, auch[1]. Was nicht heißt, dass er jetzt zum Merkel-Fan mutiert wäre. Keinesfalls – ihr bleiben aus seiner Sicht viele, schwere politische Fehler vorzuwerfen, zuletzt auch im Umgang mit der Corona-Epidemie, wobei man da aber sagen muss, dass sie damit in Europa nicht allein war[2] und dass auch angebliche oder echte Experten zunächst zu anderen Lageeinschätzungen gelangten. Aber die Ansprache gehörte zu den besseren Taten der Kanzlerin.

Dennoch lässt sich nicht übersehen, dass politisch eine Art Wettlauf um die größte Einschränkung stattfindet. Die Verlockung für Regierungschefs, und handelte es sich auch nur um die eines Bundeslands, hier als der ersehnte starke Mann aufzutreten (Frauen scheinen dieses Bedürfnis seltener zu entwickeln, was ihre fehlende Präsenz in Top-Jobs miterklären könnte), ist einfach viel zu groß, als dass sie nicht wahrgenommen werden würde. Allerdings dürfte auch hier die 80/20-Regel gelten: Die letzten Prozent Einschränkung werden verhältnismäßig wenig zusätzlichen Schutz bieten, aber welcher Ministerpräsident will sich schon vorwerfen lassen, er riskiere auch nur einen zusätzlichen Toten mehr? Das Problem daran ist zum einen, dass dieser Wettlauf erst dann ein zwingendes Ende hätte, wenn man prophylaktisch flächendeckende Erschießungen vornähme – übertrieben gesagt, denn dazu würde es natürlich nie kommen, aber alles davor ist mittlerweile denkbar und wird von einer ängstlichen Bevölkerung nicht nur nicht in Frage gestellt, sondern mitunter sogar herbei gebettelt. Nehmen wir nur mal Wohnungsversiegelungen, um ein Beispiel aus China zu nennen. Und zum anderen fährt wohl demnächst unsere Volkswirtschaft gegen die Wand. Die versprochenen Hilfen der Regierung, wenn sie denn in der nötigen Geschwindigkeit bei den Betroffenen ankämen, sind selbstverständlich nicht in der Lage, signifikante Teile des Bruttoinlandsprodukts zu ersetzen: Wo nichts hergestellt wird, ist auch nichts zum Verteilen. Wenn die Aussicht auf einen monatelangen „Lockdown“ ohne absehbares Ende keine wirtschaftliche Depression auslösen wird, würde das den Werwohlf wundern. Was würden wir auch mit „Helikopter-Geld“ anfangen, wenn alles geschlossen bleibt? Lieferdienste sind nur ein schwacher Ersatz für ein pulsierendes Sozialleben.

Nun ist der Geist der allgemeinen Panik aber schon so weit, dass, wer sich nicht hinter die gerade aktuell schärfsten Maßnahmen stellt, von einem virtuellen Mob quasi als kaltblütiger Mörder hingestellt wird – Belege braucht es da nicht, die Argumentation mit höherer Moral haben wir nicht umsonst in den letzten Jahren so sehr eingeübt.

Und wer nicht der Meinung ist, dass Merkel auch dann noch komplett versagt, wenn sie „Guten Tag“ wünscht, der ist eben ein Fanboy und folgt brav der Masse. Jedenfalls nach Meinung der „alternativ für Deutschland“ gleichgeschalteten Dumpfbacken.

Überhaupt: Captain Hindsight ist Deutschlands neuer Superheld. Alle, denen schon vor ein paar Wochen der Untergang der Wirtschaft nicht früh genug erfolgen konnte, sehen sich jetzt bestätigt. Sie hatten gegenüber der Regierung allerdings den Vorteil, nicht abwägen zu müssen. Und auch nicht auf Experten hören zu müssen. Klar, den einen Experten, der schon von Anfang an „The end is nigh!“ skandierte, den findet man schnell, aber wenn heute der Chef des RKI sagt, dass er sich eine solche Krise nie habe vorstellen können, dann sagt das viel auch über die Qualität der Politikberatung. Zumal solche Szenarien offenbar doch nicht ganz unbekannt waren, auch dem RKI nicht. Aber man zog daraus keine Konsequenzen, was in einer Gesellschaft, die voll auf den Konsum setzt und Investitionen eher gering schätzt, so ungewöhnlich nicht ist. Die Erregten sagen Merkel, meinen aber ihre Mitmenschen, die ein anderes früheres Verhalten in Wahlen abgestraft hätten. Vielleicht meinen sie sogar sich selbst.

In einem Punkt würde der Werwohlf den Kritikern aber Recht geben. Die Ausbrüche in Deutschland kommen von außen. Aus China, aus Italien, aus dem Iran, aus Österreich. Wie die asiatischen Staaten um China herum, die aufgrund leidvoller SARS-Erfahrung tatsächlich funktionierende, weil auch eingeübte Notfallpläne in der Schublade hatten, zeigten, besteht die erfolgreichste Strategie darin, den Zufluss von außen zu unterbinden und dann jedem einzelnen Fall so lange nachzuspüren, bis auch der letzte Ansteckungsverdacht geklärt ist. Das heißt zum Beispiel: Ohne Quarantäne kommt aus den Risikogebieten keiner mehr ins Land. Dass auch eben noch Deutsch-Iraner, die vom Iran nach Deutschland zurückkehren, ohne jede Auflage wieder einreisen konnten, ist vor diesem Hintergrund z.B. nur als absurd zu bezeichnen.

Das Dogma der nicht schließbaren Grenzen, das Merkel in der Flüchtlingskrise in die Welt setzte, hat sie und mit ihr die gesamte Bundesregierung viel zu lange verteidigt. Vielleicht, um es wirklich zu retten, vielleicht auch, weil man sich in der EU nicht einigen konnte. Epidemiologisch gesehen aber war es wohl fatal. Wenn sich dieses Land mal nach einer Lockerung der jetzt immer schärfer werdenden Auflagen sehnen sollte, und sei es nur, um die Trümmer einer einstmals florierenden Volkswirtschaft zu besichtigen, müsste aber gerade der weitere Zufluss von außen so weit unterbunden werden, dass er im Nachgang beherrschbar bliebe. Es sieht leider nicht so aus, als habe die aktuelle Regierung die Mittel dafür. Es wäre schön, wenn sich der Werwohlf vom Gegenteil überzeugen lassen müsste.

Was bleibt, ist die Hoffnung. Die Hoffnung auf einen Impfstoff, der aber nicht vor einem weiteren Jahr zur Verfügung stehen wird. Die Hoffnung auf ein Medikament, das bereits zugelassen wurde und auch oder sogar zuerst gegen COVID-19 hilft. Und die Hoffnung auf schnelle Antikörpertests, die Menschen identifizieren könnten, die bereits eine Immunität entwickelt haben und somit ohne Limit öffentlich tätig werden können (vor allem im Gesundheitswesen selbst).

Wir müssen so lange eben zu Hause bleiben, koste es, was es wolle. Aber auch das ist keine absolute Sicherheit, denn zwischendurch muss man eben doch einkaufen. Wenn dann die Kassiererin hustet (heute erlebt), wird die vermeintliche Sicherheit arg löchrig.

Mehr können die meisten von uns aber nicht machen. Und dann: Schau’n mer mal.

[1] Auch Netz-Kontakte, die er besonders respektiert, scheinen diesen Eindruck zu teilen.
[2] Bis auf SARS-erprobte Staaten reagierte eigentlich keiner so, wie man es sich heute wünschen würde.

14 Gedanken zu „Was COVID außer krank noch macht

  1. n_s_n

    Jetzt weiß ich nicht, ob ich zu denen im Netz gehöre, die du noch schätzt. Wenn du mir gestattest, würde ich aber gerne meinen Senf dazudrücken, wenn er möglicherweise in Nuancen auch etwas anders schmeckt als deiner.

    Über die Rede unserer Bundeskanzlerin kann ich nichts sagen. Ich habe sie nicht gehört. Es interessiert mich ehrlich gesagt nicht mehr was diese Frau zu sagen hat. Ihr agieren über die letzten Jahre, welches in meinen Augen nachhaltigen Schaden an der politischen und gesellschaftlichen Kultur dieses Landes angerichtet hat, gepaart mit der Ihr eigenen selbstgerechten Übergriffigkeit, hat sie für mich zu einer Person gemacht, an die ich im positivsten Fall keine Erwartung mehr habe. – Sie ist mir persönlich nicht nur unsympathisch, sondern sogar unangenehm. Daran ändert auch eine gute Ansprache nichts. Außerdem: Was soll man dieser Frau glauben, deren Ansprachen Sie oftmals genug selbst ins Gegenteil verkehrt hat? Das zum Beispiel Grenzen im Jahr 2015 nicht mehr gesichert werden können? Nun ja, wir schreiben ja 2020, da können sie zur Not sogar an der Haustüre überwacht werden.Wir werden sehen.

    Im Zweifel halte ich mich an das RKI, wenn ich mich zur in Rede stehend Sache informieren will. Nicht an das politische Kalkül unserer Bundeskanzlerin. Selbst (und vielleicht gerade dann) wenn Sie eine gute Rede hält.

    Was den Ernst der Lage angeht, schließe ich mich dir in soweit an, dass ich ihn nicht wirklich beurteilen kann. Ich leide, vielleicht ähnlich wie du, an einer Medienöffentlichkeit, die alle zwei Monate einen neuen Weltuntergang ausruft: Vom Stickoxydtot über die Klimakatastrophe bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung. Wer immer „Feurio“ schreit, um seine eigenen Ängste zu pflegen, darf sich nicht wundern, wenn bei einem echten Brand keiner mehr gelaufen kommt.

    Unabhängig davon, dass ich den wirklichen Ernst der Lage mir nicht zu beurteilen zutraue, bin ich froh keine politischen Entscheidungen treffen zu müssen: Die zu erwartenden Nebenwirkungen der diskutierten Entscheidungen lassen mich schaudern. – Was nicht heisst, das sie nicht richtig sein könnten.

    Was mich irritiert, ist die (mir erscheinende) Unbedarftheit, mit der diese unfassbaren Eingriffe in die bürgerliche Freiheit weitgehend kritiklos akzeptiert werden. Bei Politik wie Bürgern. Die Nebenwirkungen dieser Eingriffe erscheinen mir unüberschaubar. Politisch, ökonomisch, gesellschaftlich. Die Entwicklung unserer Gesellschaft wird nachhaltig verändert werden und nicht unbedingt zum Guten. Wohlstand, Lebenstandard und -qualität, technische Entwicklung, Forschung könnten um Jahrzehnte zurückgeworfen werden.

    Wenn jetzt Lebensjahre durch die getroffenen Entscheidungen gerettet werden – was sicherlich sein wird -, wer denkt an die Lebensjahre, die es kosten wird, aufgrund der zu erwartenden langfristien Auswirkungen dieser Entscheidungen? Wer kalkuliert diesen „payoff“? Wer wertet ihn ein? Weniger Wohlstand, schlechtere Ernährung, weniger medizinische und technische Forschung, schlechtere medizinische Versorgung,…? Oder glaubt jemand in einem halben Jahr ist wieder alles wie vorher?

    Es mag sein, dass die Situation aktuell nicht anderes hergibt für Entscheidungnsträger als das, was jetzt entschieden wird. Wie gesagt, ich bin froh, nicht entscheiden zu müssen. Wie schnell und einfach alle Selbstverständlichkeiten unserer Gesellschaft, inklusive der Freiheit zur Disposition gestellt werden, stimmt mich aber indifferent unbehaglich. Es geschieht ungefähr genausoschnell, wie 2015 erklärt wurde, dass Freiheit im Jahr 2015 keine Grenzen mehr kennt.

    Ich fühle mich unwohl. Nehme aber im privaten Leben jedwede (angeratene) Rücksicht, um Ansteckung zu vermeiden. Es ist eigentlich wie so oft: Ich tue gerne freiwillig worum man mich bittet und werde allergisch bei Übergriffigkeit. Damit scheine ich sowas wie ein Nonkonformist zu sein.

    Das war mein Senf. Etwas kluges zu sagen, habe ich nicht. – Ausser dass ich dich mag, selbst wenn wir nicht einer Meinung sind. 🙂

    Herzlich

    nachdenken_schmerzt_nicht

    Antwort
    1. Dr. Caligari

      Zitat n_s_n am 21. März 2020 um 20:15:
      „Im Zweifel halte ich mich an das RKI, wenn ich mich zur in Rede stehend Sache informieren will.“

      Das ist ganz meine Meinung. Die wissenschaftlichen Fakten erwarte ich von Fachwissenschaftlern, die Journalisten servieren uns zu viel Framing für meinen Geschmack und von den Politikern erfährt man ja nur, was die jeweilige Person wieder falsch verstanden hat.

      Zitat n_s_n am 21. März 2020 um 20:15:
      „Unabhängig davon, dass ich den wirklichen Ernst der Lage mir nicht zu beurteilen zutraue, bin ich froh keine politischen Entscheidungen treffen zu müssen(.)“

      Hierzu zwei Anmerkungen:
      1.) Ich stimme zu, ich bin ebenfalls froh, mir hier nicht die Hände schmutzig machen zu müssen.
      2.) Sind die Bilder und Fallzahlen aus Italien, China, Frankreich, den USA und Japan alles Fake New? Die Warnungen der Virologen und Epidemologen alles Panikmacher?

      Meiner persönlichen Einschätzung nach ist es eher wahrscheinlich, dass das Virus wirklich gefährlich ist als das. Wenn ich wirklich davon ausgehen müsste, dass so viele Institutionen weltweit gleichzeitig versagen, dann bin ich sehr bald dabi, auch die NWO der Echsenmenschen zu erwägen.
      Ist das deshalb alles richtig? Nein. Beweisen kann ich nichts. Es bleibt eine Wahrscheinlichkeitsschätzung, vielleicht ein Glaubenssatz.

      Zitat n_s_n am 21. März 2020 um 20:15:
      „Wohlstand, Lebenstandard und -qualität, technische Entwicklung, Forschung könnten um Jahrzehnte zurückgeworfen werden.“

      Lassen Sie es sich von jemaden sagen, der es aus erster Hand weiß (mehr deanonymisieren werde ich mich nicht) : Entwicklung und Forschung sind im Home Office möglich. Und da Betriebe und Forschungseinrichtungen nicht schließen, stellt das kein Problem dar. Es gibt Programme, um physikalische Berechnungen durchzuführen, auch vom Bürosessel aus.

      Zitat n_s_n am 21. März 2020 um 20:15:
      „Es geschieht ungefähr genausoschnell, wie 2015 erklärt wurde, dass Freiheit im Jahr 2015 keine Grenzen mehr kennt.“

      2015 war jeden klar, dass nicht sofort die Welt untergeht, sondern es einen langsamen Prozess startet, der übrigens noch heute so läuft. Es interessiert nur niemanden mehr. Letzte Phase, Akzeptanz.

      Die Situation ist nun komplett anders.

      Zitat n_s_n am 21. März 2020 um 20:15:
      „Es ist eigentlich wie so oft: Ich tue gerne freiwillig worum man mich bittet und werde allergisch bei Übergriffigkeit.“

      Ich sehe das so ähnlich wie sie: Wenn der Arzt mich bittet, besondere Rücksicht zu nehmen, dann tue ich das. Denn ich weiß, dass es mir hart auf dem Gewissen liegen würde, wenn deshalb jemand zu Schaden kommt.

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      1. Werwohlf Autor

        Lassen Sie es sich von jemaden sagen, der es aus erster Hand weiß (mehr deanonymisieren werde ich mich nicht) : Entwicklung und Forschung sind im Home Office möglich. Und da Betriebe und Forschungseinrichtungen nicht schließen, stellt das kein Problem dar. Es gibt Programme, um physikalische Berechnungen durchzuführen, auch vom Bürosessel aus.

        Wie sagt man so schön: Man soll nie von sich auf andere schließen. Unsere Volkswirtschaft, dieses Gebilde aus zigtausenden Entscheidungen und Koordinationsmechanismen, profitiert von Entwicklung und Forschung nur auf lange Sicht. Auf kurze Sicht geht es ums Produzieren und das Erbringen von Diensten. Wird aus diesen Vorgängen kein Wert generiert, gibt es nichts, was F&E noch finanzieren würde – außer dem Staat natürlich, aber auch der ist letztlich auf eine brummende Wirtschaft angewiesen. Das mit dem Produzieren und Erbringen von Diensten wird schwer, wenn Menschen sich nicht begegnen oder einen großen Abstand zueinander halten sollen. Und wenn zig kleine Händler und Dienstleister zusammenbrechen, später auch der Mittelstand, dem sowohl Import- als auch Exportmärkte wegbrechen, hat das Folgen durch das ganze Gebilde hindurch. Menschen fallen als Konsumenten aus, Investitionen werden aufgeschoben, Arbeitslosigkeit entsteht, Mutlosigkeit macht sich breit. Eine perfekte Abwärtsspirale, und ich sehe nichts, was sie verhindern könnte.

        Ich verrate gerne, dass auch ich momentan einen Job habe, der eher unproblematisch vom Home Office aus zu erledigen ist. Aber wenn das o.g. Szenario schon nur in seinen Anfängen wirksam wird, wird es dann auch für mich einfach irgendwann nichts mehr zu tun geben. Dann ist Feierabend, und ich reihe mich in die Schlange ein.

        Sorry.

        Antwort
      2. n_s_n

        Zitat:
        Sind die Bilder und Fallzahlen aus Italien, China, Frankreich, den USA und Japan alles Fake News?

        Es müssen keine Fake News sein. Ab er was machen sie mit diesen Fallzahlen und Bildern als Laie? Wie interpretieren sie die Fallzahlen? Sind Bilder immer das, was sie vorgeben zu sein? – Vielleicht ist dieser Zweifel hier unangebracht, ich habe aber gegenüber unseren Medien ein Mißtrauen, welches ich nicht ablegen kann.

        In Deutschland sterben statistisch jeden Tag 2500 Menschen. Das wird in Italien ähnlich sein. Wenn nun an einem Tag 800 Menschen an dem Corona Virus sterben, wie habe ich diese Zahl dann zu verstehen? Addieren sie sich zu den 2500? Sind sie in Teilen darin enthalten? Welche zu erwartende Lebenszeit stirbt mit den 800 Menschen, gehören sie statistisch zu den zu erwartenden Sterbefällen der nächsten Wochen ohne Corona Virus oder sind die Sterbefälle zusätzlich?

        Ich will weder zynisch noch unmenschlich klingen. Der Tod ist eine sehr ernste und vor allem sehr persönlich Sache. Das muß mir niemand erklären. Ich möchte über keinen einzelnen Tag Lebenszeit eines anderen Menschen entscheiden müssen. Um den Ernst der Lage aber zu beurteilen ist solches Wissen – Statistik – wesentlich. Ich traue mir ein solches Urteil durch die verfügbaren Medieninformationen und als Laie nicht zu. Andere mögen da mehr Zutrauen in ihre Urteilskaraft besitzen.

        Die Lage ist mancherorts dramatisch. Furchtbar. Das glaube ich wohl. Das ganze aber als Entscheidungsträger zu beurteilen und einzuwerten erfordert mehr als die Dramatik zur Kenntnis zu nehmen. Nur darum ging es mir. So einfach, wie Dinge dargestellt werden, sind sie selten.

        Zitat:
        Entwicklung und Forschung sind im Home Office möglich.

        Wenn es weniger Wohlstand gibt, dann gibt es weniger Forschung. Wenn Sie damit beshäftigt sind Grundbedürfnisse ihres Lebens zu erfüllen, haben Sie weniger Zeit für Forschung. Wenn keiner die Forschung bezahlt, wird sie nicht stattfinden.

        Meine Anmerkung hat mit Home Office überhaupt nichts zu tun. Ich spreche nicht von einem organisatorischen Problem, sondern von einem strukturellen. Je nachdem wie lange diese drastischen Eingriffe dauern, werden wir danach vielleicht in einer etwas anderen Welt leben. Ich hoffe sehr, meine Befürchtungen dazu sind unbegründet.

        Und villeicht trotzdem noch eine Anmerkung:
        Vielleicht bin ich da zu sehr „Thomas“. Aber ganz ohne Experiment geht Forschung nicht. Die Empirie und ihre Überprüfung wird nicht immer im Home Office gehen. Auch wenn das in ihrem Fachgebiet vielleicht so sein mag. Dass man alles rechnen kann erinnert mich ein bisschen an die Theretischen Physiker, die das mitunter wirklich glauben, Ich bin da altmodisch und halte das Experiment für wesentlich, um Wissen abzusichern und auch zu finden.

        Herzlich

        n_s_n

        Antwort
      3. n_s_n

        Zitat:
        Die Situation ist nun komplett anders.

        Die Situation ist eine andere. Die Ausschließlichkeit des Handels, als gäbe es keine Nebenbedingungen, ist die gleiche. Und obendrauf kommt, die Begründung des neuerlichen Handelns ist diametral zur vorherigen Begründung. Quasi ihr Widerspruch. Und doch ist die Begründung wieder alternativlos.

        Darum geht es mir.

        Es erinnert mich an die Passage aus Orwell: Heute mit Eurasien im Krieg. Morgen ist es der langjährig, treue Verbündete.

        Herzlich

        n_s_n

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    2. Werwohlf Autor

      hat sie für mich zu einer Person gemacht, an die ich im positivsten Fall keine Erwartung mehr habe. – Sie ist mir persönlich nicht nur unsympathisch, sondern sogar unangenehm. Daran ändert auch eine gute Ansprache nichts. Außerdem: Was soll man dieser Frau glauben, deren Ansprachen Sie oftmals genug selbst ins Gegenteil verkehrt hat?

      Also auf zwei Dinge kommt es zur Beurteilung der Rede nicht an: wie man die Kanzlerin sonst so findet und ob man ihr persönlich glaubt. Worauf es ankommt: ob die Rede den richtigen Inhalt hatte und ob die Bürger, die ihr – zum Leidwesen von dir und von mir – bisher folgen, ihr auch darin folgen. Da du die Rede nicht gesehen und wohl auch nicht gelesen hast (ich zog letzteres vor – die Merkelsche Rhetorik macht Texte eher schlimmer), scheidest du schon wegen des ersteren Kriteriums als Beurteiler aus und vermeidest schon dadurch eine Verurteilung meinerseits ;-).

      Im Zweifel halte ich mich an das RKI, wenn ich mich zur in Rede stehend Sache informieren will.

      Und Merkel hält sich auch an das RKI, kann dadurch in dieser Krise für dich wohl nichts falsch machen. Wobei man festhalten muss, dass das RKI selbst wohl in den letzten Wochen massiv an Glaubwürdigkeit verloren hat. Sie haben die Krise total unterschätzt, obwohl Pandemie-Pläne unter ihrer Beteiligung davor hätten warnen sollen.

      Was mich irritiert, ist die (mir erscheinende) Unbedarftheit, mit der diese unfassbaren Eingriffe in die bürgerliche Freiheit weitgehend kritiklos akzeptiert werden.

      Das ist der Punkt, der auch mich beschäftigt. Ich hoffe, das ist im Text deutlich geworden. Und wir sind da nicht allein: Für den hochgeschätzten Noricus war das anscheinend sogar ein Grund, seine Blogger-Tätigkeit zu beenden, was ich in höchstem Maß bedauerlich finde (und mangels Link nicht in Zettels Raum zum Ausdruck bringen kann).

      Nehme aber im privaten Leben jedwede (angeratene) Rücksicht, um Ansteckung zu vermeiden.

      Das widerspricht sich auch nicht. Meine Hoffnung wäre, dass in einer nicht allzu langen Zeit die Fallzahlen soweit zurückgehen, dass man wieder einen Strategieschwenk in Sachen Eindämmung unternehmen kann. Die wirtschaftlichen Probleme werden wegen der weiter bestehenden Unsicherheit aber auch dann bleiben, bis alle entweder die Erkrankung überstanden haben oder geimpft wurden. Und das kann dauern…

      Ausser dass ich dich mag, selbst wenn wir nicht einer Meinung sind. 🙂

      Ich hoffe doch. Man kann unmöglich immer derselben Meinung sein. Wobei ich aber auch hier keine allzu signifikante Abweichung erkennen kann.

      Antwort
    3. Dodo

      Wir sind jetzt fast zwei Wochen weiter. Langsam deutet sich ein Stimmungsumschwung in den Leitmedien an. Vielleicht ist doch alles nicht so schlimm.
      Ich weiß nicht, ob sich heute in zwei Wochen noch alle im Spiegel ansehen mögen.
      Ich habe auch so einigen Unsinn getwittert…

      Antwort
  2. Dr. Caligari

    Hallo,

    wir stehen heute vor einem gewaltigen Problem. Das Problem ist, dass wir eine „Entscheidung unter Unwissen“ (1) treffen müssen. Das Virus ist in der Form neu. Die Situation einer globlane Epidemie ist ebenfalls völlig neu und wurde seit mehr als 100 Jahren nicht mehr praktisch erprobt. Leute, die solche Überlegungen angestellt haben – siehe den in dieser Hinsicht hervorragenden Film „World War Z“ – wurden als Spinner, als rechtsextreme Prepper oder Sektierer, abgetan und nicht ernst genommen. Das rächt sich jetzt.
    Jemand hat einmal geschrieben, Philosophie sei Denken auf vorrat. Wenn das so ist, dann hättten wir mehr Philosophie gebraucht, um uns um Vorfeld auf die Systemkrise vorzubereiten.

    Wir haben zurzeit jede Menge Meinungen. Meinungen von Medizinern, Experten, Journalisten und Leuten, die irgendwas mit Kultur machen. Jeder glaubt, der Öffentlichkeit etwas beitragen zu können. Diesen Glauben will ich nicht nehmen.
    Auf der anderen Seite haben wir die Verschwörungstheoretiker, die hinter den Maßnahmen gegen das Virus eine neue Diktatur sehen. Wie immer haben die Verschwörungstheoretiker bei einigen Beobachtungen recht, aber zieehn die falschen Schlüsse. Das Virus ist echt. Die Möglichkeit, nach der Krise in einer Diktatur aufzuwachen ist es ebenfalls.

    Ich bin heute mit meinen Latein ebenso am Ende wie die meisten anderen auch. Ich hoffe einfach, dass es aufhört. Die Zahl der Toten macht mir Angst und ich will nciht ebenfalls inifiziert werden oder einen geliebten Menschen verlierren.

    Eines ist aber klar, wenn das Ganze auch nur ein bisschen Sinn gehabt haben soll, dann MUSS das jetzt Konsequenzen geben. Wir müssen endlich in Sachen Krankenhauskeime, Hygiene, Medikamention usw. höhere Standards verpflichtend vorschreiben, die Medizinberufe besser entlohnen usw.usf.

    Gruß

    Caligari.

    (1) https://de.wikipedia.org/wiki/Entscheidung_unter_Ungewissheit

    Antwort
    1. Werwohlf Autor

      Leute, die solche Überlegungen angestellt haben – siehe den in dieser Hinsicht hervorragenden Film „World War Z“ – wurden als Spinner, als rechtsextreme Prepper oder Sektierer, abgetan und nicht ernst genommen. Das rächt sich jetzt.

      Das kollektive Gedächtnis ist extrem flüchtig. Das sehen wir nicht nur hier. Anscheinend müssen Gesellschaften bestimmte Probleme nach ein paar Jahren immer wieder neu durchmachen, um für ein paar Folgejahre davor gefeit zu sein. Mit dem Virus ist es auch so – klar, theoretisch hat man es begriffen, aber konkret was tun, wo doch so viele wichtigere (weil da) Dinge die Ressourcen beanspruchen? Armut, Umweltschutz, Flüchtlinge?

      Das Problem wird auch durch Prepper nicht adäquat angegangen. Was wollen die in ihrem Bunker, wenn über ihnen die kollektive Ordnung zusammenbricht? Es ist ja nicht so, dass die Lebensmittel wirklich knapp werden (jedenfalls noch nicht, und auch nicht außer vorübergehend durch self-fulfilling prophecies). Und selbst wenn sie es würden, wäre die Überlebensdauer eines Preppers auch limitiert.

      Auf der anderen Seite kann ein demokratischer Staat auch nicht jahrzehntelang Kapazitäten für einen Fall freihalten, der bisher nie eintrat. Auch bei einem Atomkrieg, der immerhin für wahrscheinlich genug gehalten wurden, einen eigenen Regierungsbunker dafür anzulegen, wäre die Masse der Bevölkerung verreckt. Wir haben nun einmal eine extrem hohe Gegenwartspräferenz als eine die Jugend verehrende Gesellschaft. Der Nullzins ist unser Banner.

      Eines ist aber klar, wenn das Ganze auch nur ein bisschen Sinn gehabt haben soll, dann MUSS das jetzt Konsequenzen geben. Wir müssen endlich in Sachen Krankenhauskeime, Hygiene, Medikamention usw. höhere Standards verpflichtend vorschreiben, die Medizinberufe besser entlohnen usw.usf.

      Hört sich alles gut an. Das mit den Krankenhauskeimen hätte man längst schon angehen können, und es kostet noch nicht einmal besonders viel. In Sachen Medikamente wird man die Globalisierung zugunsten von mehr Redundanz wohl etwas zurückfahren – aber schon bei der Entlohnung der Medizinberufe wird es kritisch. Das Problem ist ja wohl auch weniger, dass die, die in diesen Berufen arbeiten, für sich zu wenig Geld verdienen würden, sondern dass a) ihre Arbeitsbedingungen zu schlecht sind und b) diese Kombination wenig angetan ist, Nachwuchskräfte zu begeistern. Aber wer soll die bezahlen? Wie hoch sollen die Krankenkassenbeiträge steigen? Welche Folgen wird das haben? In Nachkrisezeiten wird das vielleicht noch durchgehen, aber lassen wir mal wieder 20 Jahre ins Land gehen.

      Antwort
    2. n_s_n

      Zitat:
      Das Virus ist echt.

      Das steht außer Frage.

      Was aber aus dieser Tatsache folgt, ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.

      Ob es Anlass zur Hysterie, Panik oder Söderschen Maßnahmen gibt, ist damit nicht begründet. Trotzdem scheint den meisten Protagonisten die Existenz des Virus als Begründung für nahezu alles auszureichen.

      Der fehlende Mut zum Zweifel war in der Klimafrage schon fatal. Er wurde und wird allerdings in dieser Frage durch die fehlende „Unmittelbarkeit“ abgemildert.

      In der aktuellen Frage kann der fehlende Mut zum Zweifel zusammen mit der Unmittelbarkeit der Auswirkungen Ungeheuer gebären, die in Zukunft schrecklicher wüten werden als es der Virus je könnte.

      Aber möglicherweise ist das nur meine persönliche Hysterie.

      Herzlich

      n_s_n

      Antwort
  3. n_s_n

    Noch ein Gedanke zu dem hier diskutierten:

    Auf YouTube referiert ein Mikrobiologe in einem 10 Minütigen Video zu dem, was wir hier besprochen haben.

    Ich kann das alles fachlich nicht beurteilen, aber er formuliert exakt die Zweifel, die ich als wesentlich handlungsrelevant empfinde und die Fragen, die mir aufgrund meiner naturwissenschaftlichen und statistischen Ausbildung in den Sinn kommen.

    https://m.youtube.com/watch?feature=youtu.be&v=tug_W_3WPXY

    Gleichzeitig findet sich beim ZDF eine „Gegendarstellung“. Überschrieben damit, dass die Behauptungen des Professors falsch seien. In der Begründung rudert man allerdings auf die Wortwahl „fragwürdig“ und „fehlende Belege“ zurück und verwendet nicht mehr das Wort falsch. Als eigene Begründung dienen die aktuellen Vermutungen / Einschätzungen (also nicht Tatsachen) des RKI und die (politische!!) Einschätzung unserer Bundesregierung.

    Der Text liest sich in meinen Augen als eine Diskreditierung des Mikrobiologen mit der Quintessenz: „Weiter Panik haben und alle Maßnahmen gutheißen ist erste Bürgerplicht.„

    https://www.google.com/amp/s/amp.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-faktencheck-bhakdi-100.html

    Der Tod des Zweifels ist der Tod der Vernunft. Der Tod der Vernunft gebiert Ungeheuer. Das ist was in meinem unmaßgeblichen Hirn dazu rumort.

    Wie heißt es so schön im Kinderbuch meiner Jugend, Jim Knopf und Lukas: „Herr Ärmel war Untertan und wurde hauptsächlich regiert.“

    Dies scheint mir manches Mal das ÖRR Bürgerideal zu sein.

    Herzlich

    n_s_n

    Antwort
  4. Eloman

    Solange wir die tatsächliche Anzahl der Infizierten (nein, das sind nicht die täglich veröffentlichten Zahlen, die nennen immer nur die Anzahl der tatsächlich positiv Getesteten) nicht kennen, ist alles nur stochern im Nebel. Die einzigen wirklich belastbaren Zahlen sind die von der „Diamond Princess“, vielleicht kommen in ein paar Tagen noch die aus Island und von den Färöer-Inseln dazu. Und bei den „Experten“, also Virologen und Immunologen gibt es durchaus sehr unterschiedliche Statements. Dass da einer die des anderen als Blödsinn bezeichnet sagt für mich nicht viel aus. Das kennen wir ja aus der Klimaforschung.

    Antwort
    1. Werwohlf Autor

      Die wirklich relevanten Zahlen sind die der Sterbenden und derer, die auf die Intensivstationen müssen. Und eben genau die sind so hoch, dass Gesundheitssysteme kollabieren. Da nutzt eine Sterberate von x% rein gar nichts, wenn die Basis groß genug ist – und das ist sie bei einer nicht-grundimmunisierten Bevölkerung eben.

      Antwort

Platz für Senf.

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