Was zur Klimadiskussion

Für Deutschland sieht die Argumentationskette zur Klimaerwärmung so aus:

  1. Die Klimaerwärmung findet statt.
  2. Sie wird z.T. dramatische Folgen haben.
  3. Sie ist überwiegend auf menschliches Handeln zurückzuführen.
  4. Man muss den Klimawandel selbst begrenzen (statt nur dessen Folgen).
  5. Der CO2-Ausstoß muss daher drastisch eingeschränkt werden.
  6. Dazu ist der Umstieg auf sogenannte „erneuerbare Energien“ erforderlich.
  7. Der Umstieg wird weder die Versorgungssicherheit an sich noch den Wohlstand insgesamt beeinträchtigen.
  8. Wenn ein Land wie Deutschland eine „Vorreiterrolle“ einnimmt, werden die „großen Kaliber“ (China, USA, Indien) folgen.
  9. Das EEG ist das beste Mittel, diesen Umstieg zu gewährleisten.

Interessant ist vor allem, dass sich ein Großteil der Diskussion allein um Punkt 1 dreht, als seien alle weiteren, daraus abgeleiteten Punkte folgerichtig und „alternativlos“. Manche Diskussion schafft es noch zu Punkt 3, aber dann wird es äußerst dünn. So scheinen dann auch viele „Klimaretter“ gerne die Abkürzung von Punkt 1 zur Punkt 9 zu nehmen, und umgekehrt: Wer Punkt 9 ablehnt, wird schnell als „Klimaleugner“ eingestuft, der auch Punkt 1 nicht zustimmt.

Nun ist der Werwohlf kein Klima-, noch nicht einmal überhaupt ein Naturwissenschaftler, und deswegen vermag er nicht nur nicht fachlich kompetent zu den Punkten 1-3 Stellung zu nehmen, sondern sieht sich auch kaum in der Lage, die Qualität der Argumentation der Experten zu beurteilen. Das ist bei den Punkten 7-9 etwas anders. Die Punkte 8 und 9 sind z.B. klassische ökonomische Fragestellungen, und hier scheinen dem Werwohlf die gängigen Antworten eher gegen sie zu sprechen. Zu Punkt 7 hat z.B. Hans-Werner Sinn ebenso erschreckende wie überzeugende Berechnungen vorgelegt, deren Tenor nach Wissen des Werwohlfs bisher nicht falsifiziert wurde.

Was in diesem Land mit seinem Hang zu quasi-religiöser Besoffenheit also vor allem fehlt, ist eine seriöse Diskussion dieser politisch greifbaren Punkte, bei denen auch ein argumentum ad verecundiam nicht so gut anzubringen ist wie bei den oberen. Aber sich Glaubenssätze um die Ohren zu hauen, hat wohl den höheren individuellen Nutzen.

 

3 Gedanken zu „Was zur Klimadiskussion

  1. erlingplaethe

    Mag sein dass die Seuche mir schon die wahre Wahrheit wahrzunehmen verwehrt. Aber seriöse Diskussionen? In der Öffentlichkeit? Wo könnten die denn stattfinden?
    Ich mein ohne sich anzustecken, ohne in Haßportale abzutauchen.
    In einer Talkrunde vielleicht?
    Ich kann nur den Verlust von realistischen Möglichkeiten bedauern.
    Seriöse Diskussionen gehören nicht dazu, jedenfalls nicht gesellschaftsweit.
    Was mir fehlt sind noch mehr seriöse Beiträge in einer unseriösen Diskussion.

    Das gabs mal. Das könnten wir schaffen.😉

    Antwort
    1. Werwohlf Autor

      Das ist wie mit einem chrsitlichen Gottesdienst, siehe Mt 18,20. 😉
      Will sagen: Da, wo zwei oder drei einfach mal diskutieren, findet die Diskussion auch statt. Und Öffentlichkeit entsteht, sobald wer zuhört. Vielleicht nicht gleich in den „Anstalten“, aber die verlieren doch eh an Bedeutung.

      Antwort
  2. n_s_n

    Dass ich das noch erleben darf, dass du einmal etwas zum Klima schreibst und in dieser Kürze auch noch so treffend.

    Für deine Punkte würde ich nur eine kleine Änderung vorschlagen. Ich würde 1. Und 3. kausal verknüpfen und ihnen 2. Folgen lassen, dann entsprechen sie nämlich meiner Grundthese zu diesem Phänomen, welche da wäre:

    Das statische Naturbild ist für viele Menschen zum Ersatz eines „klassich religiösen moralischen Grunddogmas“ in einer Gesellschaft geworden, welche sich immer mehr von klassischen Religionsgemeinschaften verabschiedet. Man kann in der Klimadebatte meines Ermessens zum Beispiel sehr gut Elemente der christliche Lehre finden: Der Mensche als Sünder, Buse und Umkehr, Bestrafung, Erleuchtung.

    Mir schwirren zu diesem Thema seit Monaten viele Gedanken durch den Kopf:

    Wie über den Umweg der Sinnfrage, die der Menschen für sich nur dogmatisch beantworten kann, da es per definitionem unmöglich ist, den moralischen Maßstab des eigenen Handelns aus sich selbst heraus abzuleiten, dogmatische Glaubenssätze immer wieder Einfluß auf Politik und Gesellschaftsordnung nehmen.

    Die Mehrzahl der Menschen findet das dabei sogar „aufgeklärt“. Heute wie seit jeher. Grund dafür scheint mir zu sein, dass dem jeweiligen „Grunddogma der moralischen Wertigkeit“ eine ontologischer Wert beigemessen wird den es nicht hat und es so zum wissenschaftlichen (aufgeklärten) Argument wird. Der Mensch kann gar nicht anders, will er sich selbst nicht ganz grundsätzlich in Frage stellen.

    Ich wollte dazu mal einen Artikel in einem anderen Blog schreiben, aber das ordentlich aufzuarbeiten ist so viel Arbeit und ich bin so faul und habe so wenig Zeit.

    Mein kleiner Änderungsvorschlag für deine Liste wäre daher:
    1. Die Klimaerwärmung findet statt und Sie ist überwiegend auf menschliches Handeln zurückzuführen.
    2. Aufgrund der menschlichen Ursache wird sie z.T. dramatische Folgen haben.
    3. Man muss den Klimawandel selbst begrenzen (statt nur dessen Folgen), weil man das Sündigen des Menschen beenden muß.
    4. Der CO2-Ausstoß muss daher drastisch eingeschränkt werden.
    5. Dazu ist der Umstieg auf sogenannte „erneuerbare Energien“ erforderlich.
    6. Der Umstieg wird weder die Versorgungssicherheit an sich noch den Wohlstand insgesamt beeinträchtigen. (Und wenn doch geschieht es dem Sünder Recht)
    7. Wenn ein Land wie Deutschland eine „Vorreiterrolle“ einnimmt, werden die „großen Kaliber“ (China, USA, Indien) folgen. (Vom Saulus zum Paulus)
    8. Das EEG ist das beste Mittel, diesen Umstieg zu gewährleisten. (Die Offenbarung / Erleuchtung hat stattgefunden)

    Herzlich

    n_s_n

    Antwort

Platz für Senf.

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