Klassenlose Bahngesellschaft?

Eigentlich wollte der Werwohlf ja zu diesem einerseits unsagbar peinlichen, andererseits aber für linkes Denken wiederum so typischen Kommentar von Bernd Kramer auf SPON Stellung nehmen, in dem dieser von der Bahn die Abschaffung der 1. Klasse verlangt.

Aber dann las er, dass der Pixelökonom den Job schon übernahm, und das auch noch sehr gründlich.

Bleibt, dem klassenkämpferischen Journalisten die eigene Motivation entgegen zu halten. Dessen Abneigung gegen die 1. Klasse der Bahn scheint etwas damit zu tun zu haben, dass er sich deren Fahrgäste nur als „Entscheider in Schlips und Anzug“ oder auch als arrogante Besserverdiener vorstellen kann. Nun mag der Werwohlf vielleicht durchaus zu den Besserverdienern gehören (das ist gar nicht mal eine so hohe Hürde, wie die meisten annehmen), aber obwohl er in der Bahn gerne die höhere Klasse wählt, trug er während der Fahrt stets weder Schlips noch Anzug, und zu entscheiden hat er in der Regel nur, auf welchem Weg er ein Problem, das seine Auftraggeber ihm vor die Pfoten werfen, lösen wird.

Der Werwohlf bevorzugt die 1. Klasse, weil es in der in der Regel bequemer und leiser ist. „In der Regel“, weil auch in der 1. Klasse, unerschrockene Klassenkämpfer können das nicht wissen, ab und an schreiende Babys und reisende Kegelclubs vorkommen. Wie der Pixelökonom schon zu Recht bemerkte, ist es eben nicht die finanzielle Leistungsfähigkeit, sondern die individuelle Zahlungsbereitschaft für eine ganz konkrete Dienstleistung (und damit verbunden eine Höhergewichtung gegenüber anderen Dingen, die man vielleicht auch gerne hätte), die zu der Entscheidung führt, diese Wagenklasse zu benutzen. Im Übrigen kann man, wenn man eine Bahncard 25 1. Klasse besitzt und einen der auch für die 1. Klasse angebotenen Sparpreise nimmt, dort zu Kosten reisen, die von denen der 2. Klasse nicht weit entfernt sind – der Aufpreis für etwas mehr Komfort ist damit entsprechend gering.

Die 1. Klasse hat für Fernreisende noch einen anderen Vorteil: die Benutzung der DB-Lounge. Statt seine Wartezeiten in zugigen (jaja…) Ecken zu verbringen, kann man sich in einen bequemen Sessel fläzen und ein nicht-alkoholisches Getränk konsumieren. Mit „Geltungskonsum“, wie neidzerfressene Journalisten annehmen, deren Arbeitgeber ihnen anscheinend nur die Standardklasse bezahlt, hat das dann nun wahrlich nichts zu tun. Dem Werwohlf sind sowohl seine Mitreisenden aus der 1. als auch die aus der 2. Klasse reichlich egal – wer aus höherer Zahlungsbereitschaft für ein bestimmtes Gut einen Anspruch auf Geltung ableitet, muss wirklich ein armes Würstchen sein, das in seinem Leben auf sonst nichts stolz sein kann.

Und vielleicht trifft das auch auf Menschen zu, die anderen dieses Motiv unterstellen.

2 Gedanken zu „Klassenlose Bahngesellschaft?

  1. n_s_n

    Du liest (noch) Spiegel online? Wo sogar Fleischhauer immer mehr abbaut? Die „Conni“ Bücher, welche ich meiner Tochter vorlese, haben da mehr Anspruch und Unterhaltungswert. (Frag mal Eltern, was Sie über „Conni“ Bücher denken. :-))

    „wer aus höherer Zahlungsbereitschaft für ein bestimmtes Gut einen Anspruch auf Geltung ableitet“.

    Ich denke eher, wie der Pixelökonom richtig konstatiert, ist es der Gleicheitswahn, welcher das Denken bestimmt, die Feder führt und so die Argumente formt. Was er da wirklich schreibt, merkt er ohnehin nicht mehr.

    Der Gleicheitswahn ist übrigens, was die rechten Totalitären, und die linken Totalitären eint: Der zwanghafte Wille zum uniformen Volkskörper. Und nur weil die totalitären Linken den Volkskörper größer wählen, als nur den nationalen, wähnen sie sich als intellektuell gereift.

    Je gleicher man eben ist, umso mehr muß man sich untereinander abgrenzen. Das gilt insbesondere für besonders lächerliche Gestalten.

    Herzlich

    n_s_n

    Antwort
    1. Werwohlf Autor

      Du liest (noch) Spiegel online?

      Ich lese den Pixelökonom 😉

      Ich denke eher, wie der Pixelökonom richtig konstatiert, ist es der Gleicheitswahn, welcher das Denken bestimmt, die Feder führt und so die Argumente formt.

      Das ist klar. Aber ich konzediere, dass es vielleicht tatsächlich Typen gibt, die sich für etwas Besseres halten, weil sie für bestimmte Güter mehr Geld ausgeben als andere.

      Und nur weil die totalitären Linken den Volkskörper größer wählen, als nur den nationalen, wähnen sie sich als intellektuell gereift.

      Und weil ihre Gleichheit angeblich unveränderbare Merkmale ungleich bleiben lässt, „bunt“ eben. Materielle Gleichheit ist moralisch für viele ein hohes Gut, ethnische Gleichheit z.B. hingegen etwas Verwerfliches.
      Das ganze Rassismus- und Sexismus-Geblöke von links dient nur dem Zweck, ganz vulgärmarxistisch allein ökonomische Ungleichheit als Ursache allen Übels durchzusetzen.

      Antwort

Platz für Senf.

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