Da räsoniert der Werwohlf eben noch über einen vermeintlichen Fehler der FDP, und schon kurz darauf verändert eine schabowskieske Stellungnahme der Bundeskanzlerin alles. Nachdem alle potenziellen Koalitionspartner der Union die Einführung der “Ehe für alle” zur zwingenden Voraussetzung für ein etwaiges Bündnis nach der Bundestagswahl erklärten, nutzte Merkel die nächstbeste Gelegenheit (beim Gang zur Toilette sind leider nie Journalisten dabei…), um den Weg dafür frei zu machen – in ihrer unnachahmlichen, eigene Festlegungen weitestgehend vermeidenden Art.
Ginge es ihr um Inhalte, hätte sie damit bis nach der Wahl gewartet, um vom künftigen Partner etwas dafür zu bekommen, was der nicht so prickelnd findet. Aber es geht ihr nur um maximale Wählbarkeit – warum und wozu soll sich dann im Lauf der Regierungszeit so nach und nach ergeben und ist wahrscheinlich schon jetzt bei den Parteien zu finden, die Programme für so ungeheuer wichtig halten, dass sie möglichst viel davon umsetzen wollen. Wie jetzt zum Beispiel wieder einmal die Sozis, wobei das Bild vom verwandelten Elfmeter nicht so treffend ist – die konnten eher nicht schnell genug ausweichen und wurden quasi angeschossen.
“Konservativ” ist an der Merkel-CDU nichts mehr. Aus ihrer Sicht ist das die logische Konsequenz aus dem Beinahe-Scheitern 2005. Wer fürsorgliche, sozialdemokratische Politik will, ohne dass vielleicht die SED mitregiert, kann also beruhigt die Union wählen. Die einzige Gefahr für sie besteht in einer neuen Konkurrenz rechts der Mitte, aber bislang war in Deutschland noch stets Verlass darauf, dass dabei nach einiger Zeit ein Mob aus radikalisierten Frustrierten und selbstverliebten, sich an ihrer Nähe zu Tabuisiertem selbst berauschenden Intellektuellen das Ruder übernahm und eine solche Partei endlich zu dem machten, als was das Dauerfeuer der Leitmedien sie von Anfang an darstellte.
“Sie kennen mich!” Wenn sie dann auch noch immer das machte, was sie früher mal ankündigte, wäre es ja langweilig,