Transgender (nicht nur) im Sport

Sowohl der internationale Schwimmverband FINA als auch der DFB beschäftigten sich jüngst mit der Zuordnung von Sportlern, die weder Mann noch Frau sind, noch sich einer der beiden Kategorien zuordnen.

Während der Schwimmverband für solche Sportler eine eigene, „offene“ Kategorie vorgesehen hat und nur dann eine Ausnahme macht, wenn eine Geschlechtsumwandlung vor der Pubertät stattfand (genauer: vor dem 12. Lebensjahr – welch eigentlich grausige Vorstellung), scheint sich der DFB für ein „anything goes“ entschieden zu haben. Die Rede ist allgemein von „Transgender“, aber damit ist wohl nicht die engere Definition gemeint, die allein auf die empfundene Identität abstellt, sondern der Begriff umfasst hier auch die Personen, die als „intersexuell“ oder „transsexuell“ gelten, als solche, die von Geburt an keinem Geschlecht zuzuordnen sind, oder solche, die eine gründliche Umwandlung auch physischer Art anstreben oder bereits hinter sich haben.

Transgender-Personen können laut Gesetz ihren Personenstandseintrag nach Ablauf von drei Jahren entsprechend ihrem Empfinden ändern lassen. Der DFB hat sich, wenn der Werwohlf das richtig versteht, bisher am „offiziellen“ Geschlecht orientiert, was dann im Endeffekt auch Transpersonen die Möglichkeit gegeben hätte, in der entsprechenden Kategorie zu starten. Eine Lücke bestand noch für die Intersexuellen mit dem Vermerkt „divers“ (bundesweit eine äußerst übersichtliche Anzahl überhaupt, die Zahl der Fußballer darunter ist unbekannt) – diese dürfen jetzt wählen, und bei der Gelegenheit hat der DFB wohl die Wahlfreiheit auf alles ausgedehnt, was mit „Trans“ anfängt und geht damit weiter als die FINA.

Der Wunsch der betroffenen Menschen, das Geschlecht vollumfänglich zu leben, dem sie sich zugehörig fühlen, also auch im Sport, ist natürlich sehr verständlich. Das Problem im Sport ist nur, dass es zu Wettbewerbsverzerrungen führen kann. Man muss sich nur die Spitzenleistungen in den diversen olympischen Disziplinen anschauen, um festzustellen, wie weit da die beiden Geschlechter auseinander liegen. Auch, wo keine Weltrekorde ermittelt werden, sind die Unterschiede mitunter eklatant.

Dementsprechend häufen sich jetzt die Berichte, wo insbesondere Transfrauen, die in ihrem angeborenen Geschlecht sportlich keine Bäume ausgerissen haben, in ihrem neuen plötzlich mit Abstand zur Spitzengruppe zählen. Umgekehrt gibt es solche Schlagzeilen wenig überraschend nicht. Es wird dann gerne argumentiert, dass jeder sportliche Erfolg auf irgendeinem Merkmal basiert, das den jeweiligen Sportler (oder besser: die Sportlerin) aus der Masse heraushebt, und der physische Vorteil, eine männliche Pubertät durchgemacht zu haben, sei da nur einer unter vielen. Doch wenn man dieses Argument ernst nimmt, gibt es gar keinen Grund mehr, Frauen und Männer getrennt starten zu lassen, denn der einzige Grund, warum es diese Trennung gibt, ist eben der, den üblichen körperlichen Vorsprung von Männern gegenüber Frauen nicht zur Geltung kommen zu lassen.

Dass der DFB hier eine weiter gehende Regelung als die FINA getroffen hat, erklärt sich der Werwohlf damit, dass es im Fußball noch nicht zu solchen Verzerrungen gekommen ist, während beim Schwimmen mindestens ein bekannter Fall vorliegt.

Eine Regelung, die den Interessen der Transpersonen und denen anderer weiblicher Sportler zugleich gerecht wird, scheint hier nicht vorstellbar, zumindest nicht, wo der Leistungsgedanke über den Spaßfaktor dominiert. Als männliches Wesen und Fan von Männersport könnte sich der Werwohlf hier entspannt zurücklehnen, aber er ist auch ein Freund von Fairness, und eine Teilnahme von insbesondere reinen Transfrauen, am besten noch allein durch Sprechakt manifestiert, an Frauenwettbewerben wird dieser Forderung nicht gerecht.

Und wenn wir dann noch ganz böse sind, ziehen wir weiter die Parallelen in andere gesellschaftliche Bereiche, wo es z.B. um Quoten geht, denn auch da konkurrieren Transfrauen mit anderen Frauen. Mit der entsprechenden ideologischen Brille ist die Sache jeweils glasklar – so oder so. Da die eine Ideologie vor allem in Universitäten, der Politik und den Medien populär ist, dominiert sie gerade die quasi-offizielle Sichtweise, also die, gegen die nur zum Preis gesellschaftlicher Ächtung argumentiert werden kann, aber aus dem Aufstieg eines Trump sollten wir die Lehre ziehen, dass die Gegenbewegung nicht auf den status quo ante abzielen, sondern einen veritablen Backlash anstreben könnte. Keine schönen Aussichten insgesamt.

Ein Gedanke zu „Transgender (nicht nur) im Sport

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